Synergetisches Theaterspielen mit Kindern

Synergetisches Theaterspielen mit Kindern

Das Wort „Synergie“ steht für Zusammenarbeit  aus verschiedenen Intensionen, verschiedenen Arbeitsbereichen oder Fähigkeiten. Oft steht dabei der „Effekt“: der „Synergieeffekt“ als Ausdruck für besondere Wirksamkeit. Und dazwischen steckt das Wörtchen „Energie“. Das Zusammenspiel verschiedenster Kräfte erzeugt Energie bei den Teilnehmern des gemeinsamen Projektes. So kann ein Werk entstehen, das alle Mitwirkenden bestärkt und anspornt zu neuen Werken.

Im Fall des Theaters mit Kindern wirken Methoden zusammen, die sich sogar widersprechen: Kindertherapie und Pädagogik zum Beispiel. Während der Pädagoge direktiv die Führung der Gruppe übernimmt, damit „etwas Gescheites“ herauskommt, hält sich der Kindertherapeut an das nicht- direktive Verfahren: „Es hat den Anschein, als wären in jedem Individuum mächtige Kräfte am Werk, die unerbittlich nach Selbstverwirklichung drängen. Man kann diese Kräfte als einen dauernden Trieb zur Reifung, zur Unabhängigkeit und Selbstbestimmung charakterisieren…Um zu optimalem Wachstum zu gelangen, braucht das Individuum die Freiheit, es selbst zu sein und das Gefühl des Angenommen-seins von sich selbst und von anderen.“ (Virginia M. Axline, Kinderspieltherapie im nicht-direktiven Verfahren, München 1997; Original in Englisch: Play Therapie. The Inner Dynamics of Childhood, Boston 1947). Also eröffnen wir den spielenden Kindern die „Gedankenfreiheit“, die Freiheit, ihren Beweggründen Ausdruck zu verleihen. - Was soll dabei „herauskommen“?

Dann ist da noch die strenge Disziplin des Theaters: Sprache, Textverständnis, Mimik, Gestik, Darstellung, Wiederholbarkeit der Darstellung, Scheinwerfer und Lampenfieber, auswendig lernen und die Angst, stecken zu bleiben…Können Kinder im Grundschulalter eigentlich Theater spielen?

Ja, sie können Texte leiern, die sie in ihrer kindlichen Entwicklung überhaupt nicht berühren, sie können sogar sarkastische Einlagen Erwachsener völlig unverstanden aufsagen. Sie können sich dem Ehrgeiz der Lehrer*Innen und Eltern aussetzen und ihre „Kunst“ hinter aufwändigen Kostümen und Kulissen verstecken.

Was können Kinder wirklich? Wie können wir mit unserer Theatergruppe synergetisch arbeiten?

In Schritten:

  • Wir begrüßen die Kinder einzeln. Mit besonders schwierigen Kindern halten wir Blickkontakt und zeigen ihnen unser Interesse an ihnen. Nun vermitteln wir die Vorübungen und lenken die Aufmerksamkeit der Kinder zueinander.
  • Wir beobachten, wo und wie problematisches, witziges, kreatives, gleichgültiges Verhalten in der Spielgruppe entsteht und suchen zu diesen Eindrücken Geschichten und Märchen aus.
  • Wir führen die Kinder in die Spielphase, wo sie einzelne Episoden der gewählten Geschichte im gelenkten oder im freien Rollenspiel kennen lernen und sich hineinspielen. Wir lassen alle Veränderungen und Erfindungen der Kinder zu. Uns selbst und ihnen lassen wir Zeit für Einschübe und Umdeutungen aller Art. Wir genießen die Erfindungskraft der Kinder und behalten die Nerven!
  • Vom Spielen geleiten wir die Kinder zum Vorspielen. Sie haben ja ihr ganzes Theaterstück schon so erspielt, dass sie jede Rolle darin kennen.
  • Erst jetzt ist Zeit für das Theaterspiel - feste Rollen für jedes Kind: In der demokratischen Rollenwahl werden Konkurrenzen in gegenseitiger Anerkennung ausgetragen.
  • Die Kinder sind jetzt bereit, ihr Spiel den Zuschauern zu zeigen. Sie sind bereit, genaue Abläufe, Einsätze, die Ausrichtung zum Publikum und das Spiel mit dem Publikum zu üben. Was die Kinder sich so erspielt haben, kommt aus ihnen selbst und bewirkt in ihnen ein wachsendes Selbstwertgefühl.

Vermitteln – beobachten – Stoff auswählen (nicht die Kinder!) - geleiten – führen – würdigen:  

synergetisches Theaterspielen

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